Sabine und Armin Pernstich vom Ansitz Romani in Tramin über das Schwimmen in unbekannten Gewässern, Seidenraupen, Maulbeeren und die glückliche Fügung, dass Naivität so manch fehlenden Mut ersetzen kann.
Historic: „Der Ansitz Romani geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Wann und wie seid ihr in seinen Besitz gekommen?"
Sabine und Armin Pernstich
Gastgeber im Ansitz Romani
Armin Pernstich: Mein Vater wollte das Haus schon zu Lebzeiten des Vorbesitzers kaufen. Der war aber ein bisschen eigen und wollte das Haus nicht hergeben.
Nach dessen Tod stand das Haus zum Verkauf und mein Vater wurde darauf angesprochen. Ich war damals 32 oder 33 Jahre alt und habe in München als Koch gearbeitet. Meine Eltern haben sich bei mir gemeldet, sie hätten etwas gefunden, wo man ein Restaurant einrichten könnte.
Eure Familie stammt also aus Tramin?
Armin: Ja, ich bin hier aufgewachsen.
Sabine Pernstich: Ich bin aus Bozen, aufgewachsen bin ich in Moritzing.
Wie seid ihr den Umbau des Ansitzes angegangen? War es ein Familienprojekt?
Armin: Hauptsächlich war es schon mein Projekt. Organisatorisch haben mein Vater und meine Mutter mich unterstützt, auch meine Frau.
Sabine: Mein Job war hauptsächlich das Entrümpeln. (lacht) Unsere Kinder waren damals noch ziemlich klein, außerdem habe ich noch gearbeitet. Erst als wir das Haus 2011 für Gäste geöffnet haben, bin ich voll eingestiegen.
Gediegene Atmosphäre. Ansitz Romani, Tramin.
Manchmal ist es ganz gut, dass man nicht weiß, worauf man sich einlässt …
Sabine: Ich sage immer: Es braucht auch eine gewisse Naivität, um so etwas umzusetzen. Sonst hätte man gar nicht den Mut dazu.
Ich bin ins kalte Wasser gesprungen, von heute auf morgen. Ich konnte nicht einmal mit dem Computer umgehen – das hat man als Krankenschwester nicht gebraucht, wir haben damals alles noch mit der Hand geschrieben! Aber nach und nach wächst man hinein. Man schwimmt – und während man schwimmt, lernt man, immer besser zu schwimmen.
Der Ansitz Romani wird nicht nur als Unterkunft geschätzt, sondern auch als Restaurant. Wie fühlt es sich an, in diesen alten Gemäuern zu kochen?
Armin: Die Gewölbe haben eine eigene Atmosphäre. Am Anfang war es schon ein bisschen eigen. Ein solches Haus hat seine Tücken, es ist nicht am Reißbrett geplant. Also muss man sich ein bisschen anpassen. Aber ich finde es auch gut, dass ich ein bisschen Kontakt habe mit dem Restaurantbetrieb und nicht ganz abgeschottet bin.
Welcher Architekt hat euch beim Umbau begleitet?
Armin: Zeno Bampi. Er hat schon viele ähnliche Projekte umgesetzt, ein paar auch mit meiner Familie. Und er war auch hier die treibende Kraft. Der Umbau sollte so schonend wie möglich erfolgen, damit der Charakter des Hauses gewahrt wird. Zeno Bampi vereinfacht die Sachen. Am Anfang hieß es: Entrümpeln, alles entrümpeln; alles hinaus, dann einmal neu anstreichen und das passt schon. (lacht)
Am Ende ist es doch ein bisschen aufwendiger. Im Kern ist die Aussage aber nicht ganz falsch. Denn wenn man zu viel macht, zerstört man, was das Haus ausmacht. Deshalb haben wir im Restaurant vieles so belassen, wie es war.
War das Haus davor ein Wohnhaus?
Armin: Ja, in den oberen Geschossen gab es einfache Mietwohnungen. Aber es war lange nichts gemacht worden: Es gab keine Heizung, keine wirkliche Kanalisation. Es war in einem sehr verlotterten Zustand. Die wenigen Eingriffe des Vorbesitzers waren aus späterer Sicht eher falsch – aber zumindest waren sie nicht so einschneidend wie in anderen Häusern, die in den 70er oder 80er Jahren teilweise so verändert worden sind, dass man sie heute nicht mehr zurückbauen kann.
»Es braucht auch eine gewisse Naivität, um so etwas umzusetzen. Sonst hätte man gar nicht den Mut dazu. .«
Hotel Ansitz Romani
Umgeben von Weinreben, an der sanft ansteigenden Westseite des unteren Etschtals, steht in Tramin an der Weinstraße der ehrwürdige Ansitz Romani.
»Wenn man zu viel macht, zerstört man, was das Haus ausmacht..«
Die wunderschöne Fassade sticht ins Auge …
Armin: An der Fassade haben wir im Grunde kaum etwas gemacht. Sie war nur sehr verwittert und von Pflanzen bewachsen, die mit der Zeit die Putze herausgerissen hatten. Wir haben also den Putz ergänzt und die Fehlstellen ausgebessert, was natürlich trotzdem viel Arbeit war. Das ganze Haus war eingerüstet. Und weil es unter Denkmalschutz steht, haben da vier oder fünf Restauratoren eine ganze Weile gewerkelt. (lacht)
Das Dach mussten wir erneuern. Und die oberste Zwischendecke haben wir entfernt, die war durchhängend und marode. Die Holzböden haben wir herausgenommen und danach teilweise wieder hineingelegt.
Sabine: Ich erinnere mich, wie ich kurz vor der Eröffnung zu einem Gast gesagt habe: Ich freue mich, wenn dann endlich alles fertig ist. Und er hat geantwortet: Frau Pernstich, das wird nie fertig. Jetzt erst weiß ich, was er gemeint hat. Denn es ist so – und es ist gut so. Denn man selbst entwickelt sich ja auch weiter.
Und das Nebengebäude …?
Armin: … war ein Stadel, aber ganz aus Stein. Am First war es sicher mindestens drei Meter höher als heute, vom Tal aus gesehen war das Nebengebäude dominanter als der eigentliche Ansitz. Wir haben es abgesenkt und ein neues Dach draufgesetzt, es außerdem mit einem Kalkputz versehen. Mit diesem natürlichen Pigment nähern wir uns optisch wieder ein bisschen dem Ursprung.
Innen wollten wir das Gebäude dafür etwas moderner gestalten, mit Beton-Terrazzo und offenem Treppenhaus.
Wozu diente dieser große Stadel ursprünglich?
Armin: Hier befand sich einst die Seidenraupenzucht der Familie Romani. Ende des 19. Jahrhunderts war die Herstellung von Seide in dieser Gegend eine der Haupteinnahmequellen. Die Familie Romani war damals eine wichtige Familie im Dorfgeschehen.
Es gibt in dieser Gegend einige Maulbeerbäume, die stammen noch aus dieser Zeit. Mit den Blättern der weißen Maulbeere wurden die Raupen gefüttert.
Seit einiger Zeit wohnt ihr auch selbst im Ansitz …
Sabine: Ja, im obersten Stockwerk. Das ist sehr viel entspannter als vorher. Man kann Gäste empfangen und sofort wieder hinaufgehen.
Viele haben gesagt: Seid ihr wahnsinnig? Aber für mich ist es viel anstrengender, wenn ich jedes Mal mit dem Auto herfahren muss. Wenn ich oben die Tür zumache, habe ich gleich wieder einen gesunden Abstand. Und unsere Gäste können sich dennoch jederzeit melden …
Ansitz Romani
Andreas Hofer Straße 23
39040 Tramin, Südtirol
+39 0471 860 010
ansitzromani.com