Wir sind ein Zusammenschluss ausgezeichneter historischer Hotels und Wirtshäuser in Südtirol. Wir sind Botschafter zeitloser Gastlichkeit.

Oberraindlhof

Bäuerliche Sommerfische in Gletschernähe. Heimelige Stubennähe. Traditionelles Handwerk für die Ewigkeit. Oberraindlhof, Schlanders.

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Benjamin Raffeiner und Andrea Nischler vom Oberraindlhof im Schnalstal über Schuhe und Häuser für die Ewigkeit, Zirbenduft und Schafwolle und warum das UNESCO Weltkulturerbe der Transhumanz eine Aufwertung fürs gesamte Tal darstellt.

Historic: Welchen Reichtum genießt der Gast im historischen Ambiente des Oberraindlhofs?

Benjamin Raffeiner und Andrea Nischler
Gastgeber im Oberraindlhof

Benjamin: Die Gemütlichkeit der alten Stuben, das Holz. Die Räume sind niedrig, alles ist eher kuschlig. Wir sind nahe beieinander.

Andrea: Die Gäste, auch die Einheimischen, gehen zurück zum Ursprünglichen, zum Urtümlichen. Die suchen das Traditionelle, die Gastlichkeit.

Im historischen Teil unseres Bauernhof-Ensembles sind die Zimmer einzigartig, jedes hat seine eigene Geschichte. Das Zimmer vom Urgroßvater liegt beispielsweise direkt über der Bauernstube. Warum? Früher wurde nur ein Raum beheizt, die Stube, und da die Wärme nach oben steigt, hat der Herr des Hauses direkt darüber geschlafen.

Benjamin: An der Decke kann man sogar eine Luke öffnen, damit die warme Luft schneller aufsteigt.

Hier in der Jägerstube ist es wahrlich sehr gemütlich.

Sie stammt ungefähr von 1860 bis 1870. Seit 1880 ist der Hof im Besitz unserer Familie, aber es gibt ihn schon wesentlich länger. Das Haupthaus ist etwa 300 Jahre alt, urkundlich erwähnt wurde der Hof schon 1581. Einige der Stuben hat dagegen Ende des 19. Jahrhunderts noch der Vorbesitzer vertäfelt – die gibt es heute noch.

Traditionelles Handwerk für die Ewigkeit. Oberraindlhof, Schlanders.

Und das Zirbenholz der Stuben duftet auch heute noch …

Es hat eine beruhigende Wirkung, verlangsamt den Herzschlag. Die Zirbe ist ein edles Holz, das man vor allem im Innenbereich verwendet hat. Wenn man ständig da ist, fällt einem der Zirbenduft gar nicht mehr auf.

Andrea: Mir fällt er schon auf, aber ich bin ja erst seit 5 Jahren hier. (lacht)

Wie viele Zimmer und Stuben habt ihr?

Benjamin: Hier im Stammhaus sind es acht: fünf Gästezimmer und drei Stuben. Das größte Zimmer ist das „Antonius“, benannt nach meinem Urgroßvater. Oben, im zweiten Stock, in den ehemaligen Kornkammern, befindet sich heute das Sterngugger-Zimmer. Unter dem Dach wurde früher das Mehl gelagert, weil es dank Zugluft trocken blieb. Unser Zimmer „Glanen“ war früher das Reich der Bauerntöchter und im Zimmer „Stuben“ Antons Geschäftszimmer. Hier im Haus gab es nämlich auch die Poststation …

»Manchmal sind die Sommerfrischler ein bisschen gewandert, aber die meiste Zeit sind sie nur verweilt.«

Benjamin Raffeiner und Andrea Nischler
Gastgeber im Oberraindlhof

Oberraindlhof

Dass heute in dem über 300 Jahre alten Bauernhaus in Schnals, nur wenige Minuten vom Schnalstaler Gletscher entfernt, Gäste in historischen Stuben nächtigen, wäre beinahe anders gekommen: Wäre es nach Ururgroßvater Anton gegangen, so wäre der Oberraindlhof wohl eine Schuhfabrik.

Oberraindlhof

Wie kam das?

Mein Urgroßvater war in der Gemeinde sehr aktiv. Er hat die erste Busverbindung ins Tal herein organisiert und auch gleich die Verteilung der Post übernommen. Wir sprechen da von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mein Urgroßvater hat früh die italienische Sprache gelernt. Und seit Südtirol zu Italien gekommen war, mussten alle Behördengänge auf Italienisch gemacht werden. Also sind die Leute hierhergekommen mit ihren Schreiben und Briefen – und er hat sie übersetzt.

Seit wann kommen die Sommerfrischler zu euch?

Seit meine Familie den Hof übernommen hat. Viele kamen aus Meran oder Schlanders und haben sich für den Sommer hier einquartiert. Oft sind die Väter noch zur Arbeit, und die Frauen und Kinder sind hiergeblieben. Manchmal sind sie ein bisschen gewandert, aber die meiste Zeit sind sie nur verweilt.

Erst vor Kurzem hat mein Vater vom Badetag erzählt. Einmal pro Woche wurde im Hof ein großer Holzzuber mit warmem Wasser gefüllt. Und dann haben alle nacheinander darin gebadet: die Gäste, die Familie – das war ganz normal, da hat sich niemand geekelt.

Andrea: Er hat auch erzählt, wie er als Kind mit einigen Sommerfrischler zum ersten Mal am Gipfel der Weißkugel und zum ersten Mal am Gardasee war –

Du hast das Transhumanz-Zimmer vergessen. (lacht)

 

Ein gutes Stichwort: Transhumanz. Was hat es damit auf sich?

Benjamin: Die Transhumanz ist der traditionelle Schafübertrieb vom Südtiroler Schnalstal ins österreichische Ötztal, eine über tausendjährige Tradition. Der Begriff bezeichnet prinzipiell eine Wanderweidewirtschaft. Unsere Bauern besitzen bis heute uralte Weiderechte im oberen Ötztal. Jeden Sommer treiben sie ihre Schafe dorthin, im Juni hinüber und im September zurück. 

Vor 50 Jahren war das noch imposanter, weil sie direkt über den Gletscher mussten. Mittlerweile sind die Gletscher stark zurückgegangen. Für die Schafe ist es so natürlich einfacher.

Wie lange dauert die Überquerung?

Einen Tag, es sind ungefähr 20 Kilometer. Viele Schafe kommen am Tag zuvor aus dem Vinschgau nach Kurzras oder nach Vernagt, den beiden Startpunkten der Transhumanz. Insgesamt sind es ungefähr 4.000 Schafe.

Kommen Gäste zu euch, um dabei zu sein?

Ja. Der Auftrieb ist nicht ganz so spektakulär. Man kann ein Stück mitwandern, aber die Hirten wünschen sich Ruhe für die Tiere. Die großen Hirtenfeste gibt es bei der Rückkehr. Wenn im Tal alle Schafe zusammengetrieben werden, ist das recht eindrucksvoll. Die Eltern meiner Frau gehören übrigens zu jenen Bauern, die heute noch ihre Schafe ins Ötztal treiben.

Andrea: Es sind nur ungefähr 40 Schafe; aber es ist jedes Jahr etwas Besonderes. Das wird dir in die Wiege gelegt. Die ganze Familie ist mit dabei, von Klein bis Groß. Dass die Transhumanz seit 2019 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, stellt eine große Aufwertung fürs Tal dar. Internationale Journalisten kommen, viele Gäste wollen schon über ein Jahr im Voraus reservieren. Die Transhumanz prägt uns; im nach ihr benannten Zimmer finden Gäste beispielsweise Kissen und Tischdecken aus der Wolle unserer Schafe.

Auch das Schuster-Handwerk prägt euer Haus …

In der Stube rechts neben dem Eingang war früher die Schusterei. Der Raum hat Fenster an mehreren Seiten, er war hell und gut geeignet zum Arbeiten. An der Wand hängt der Meisterbrief meines Urgroßvaters. Er hatte neun Gesellen und hat seine Schuhe in ganz Oberitalien ausgeliefert – und vor allem auch repariert.

Was waren das für Schuhe?

Hauptsächlich Alltagsschuhe. Die sahen damals ein bisschen so aus wie heute Bergschuhe. Früher hatte man nur ein Paar Schuhe – und, wenn nötig, wurden sie repariert. Die Handwerker sind dazu „auf Stör“ gegangen: Sie sind von Hof zu Hof gewandert und haben an jedem Tag auf einem anderen Hof alle Schuhe repariert.

Ressourcen waren rar – gute Handwerkskunst musste viele Jahre überdauern.

Richtig. Das sieht man auch an unserem Haus selbst, an den traditionell bearbeiteten Holzbalken aus Schnalser Lärche. Sie wurden von Hand gehackt, zum richtigen Mond – das ist eine Kunst für sich. Häuser wie dieses sollten lange stehen und mussten einiges aushalten. Man hat sich viele Gedanken darüber gemacht, welche Materialien man verwendet. So ein Haus war eine einmalige Sache.

Andrea Nischler und Benjamin Raffeiner
Gastgeber im Oberraindlhof

Hotel Oberraindlhof
Raindl 49
39029 Schnals, Südtirol
+39 0473 679 131

CIN: IT021091A1K5JEZQMQ; IT021091A123ATXAEN

 

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