Wir sind ein Zusammenschluss ausgezeichneter historischer Hotels und Wirtshäuser in Südtirol. Wir sind Botschafter zeitloser Gastlichkeit.

Hotel Gasthof Zum Hirschen

Ein Gespräch mit
Mirko Mocatti
über »Über Baumbart am Teller, Kräuter-Elixiere und die Essenz eines neuen Pilgertums.«

Nonsberg, Pilgertum, Minimalismus,
Cervo, Zum Hirschen,
Mirko Mocatti

Mirko Mocatti, Gastgeber im Hotel Gasthof Zum Hirschen in Unsere liebe Frau im Walde, über neue Formen der Andacht, wie Geschichte in der Abgeschiedenheit neu gelebt wird und warum die Gäste von heute in der Pilgerherberge von einst etwas Einzigartiges erfahren.

Historic: Euer Konzept ist authentisch und leitet sich aus der Geschichte dieses ehemaligen Wallfahrtsortes ab. Wie ist es entstanden?

Mirko Mocatti
Gastgeber im Hotel Gasthof Zum Hirschen

Das war ein langer Prozess, der eigentlich schon 2008 begonnen hat, als ich in den Betrieb eingestiegen bin. Doch erst nach ein paar Jahren hat sich das Konzept herauskristallisiert, das die Basis für den Umbau bis 2019 war. Für uns war von Anfang an kristallklar, dass die Geschichte des Ortes eine zentrale Rolle spielen muss. Wir wollten dem Haus seine historische Identität und Funktion zurückgeben.

Welche Funktion war das?

Das Haus hatte ursprünglich die Aufgabe hier, an der Sprach- und Kulturgrenze zwischen Südtirol und dem Trentino, Reisende zu bewirten und ein Stück des Weges zu geleiten. Das waren vor allem viele Pilger, die von den Hospitalitern auch spirituell begleitet wurden.

Besinnung, Natur und Geschichte. Das Pilgertum von heute.

Es ging also darum, das Pilgertum ins Heute zu holen?

Ja. Pilgerfahrten hatten früher ja auch den Zweck, Sinnfragen zu beantworten: eine äußerliche Reise zur inneren Läuterung. Der Gast von heute ist in gewisser Weise auch ein Pilger. Er reist, um im Urlaub eine Erfahrung machen, die seinen Alltag verbessert – in welcher Form auch immer. Deshalb versucht er auch, für sich Fragen zu beantworten. Das ist für uns die Parallele.

Wie drückt sich diese Geschichte des Hauses in der Architektur aus?

Die Einfachheit und die Bescheidenheit des Pilgertums sollen durch Minimalismus, Reduktion und Essentialität interpretiert werden. Gemeinsam mit unserem Architekten Lorenzo Aureli haben wir versucht, eine architektonische Sprache zu entwickeln, die eher vom Wegnehmen lebt als vom Hinzufügen, die im Hintergrund bleibt und sich bescheiden einbettet, ohne durch extravagante Formen aufzufallen.

»Mit neu interpretierte Ritualen schaffen wir eine neue Form der Andacht: Achtsamkeit.«

Mirko Mocatti
Gastgeber im Zum Hirschen

Hotel Gasthof Zum Hirschen

Auf das Wesentliche besinnt man sich im Hotel Gasthof Zum Hirschen am Nonsberg, wo schon vor 850 Jahren Pilger und Reisende nächtigten. In diesem abgeschiedenen Bergrefugium für Genießer im beschaulichen Wallfahrtsort Unsere liebe Frau im Walde ist Minimalismus Trumpf.

Hotel Gasthof Zum Hirschen

Welche Rolle spielt das kulinarische Konzept?

Die Kulinarik ist eine Brücke. Sie soll Begriffe wie Spiritualität und Kontemplation konkret erlebbar machen. Wir haben dafür die Prinzipien von Hildegard von Bingen und von Kräuterpfarrer Weidinger aufgenommen und Gedanken des Slow Food. Vor dem Abendessen servieren wir z. B. ein Elixier, ein lauwarmes Getränk mit Aromen und Essenzen des Waldes – jeden Tag wird ein anderes Kraut bespielt. Dieses kleine Vorbereitungsritual soll eigentlich das bäuerliche Gebet von früher ersetzen und die Sinne und den Körper auf das Mahl einstimmen. Es reißt den Gast aus der Routine des Alltags und schafft so eine neue Form der Andacht: Achtsamkeit.

Auch euer kulinarisches Konzept orientiert sich also an den Jahreszeiten?

Im Frühjahr beginnen wir mit den Löwenzahnwochen. Im Sommer kommen die Waldaromen, da wird das Thema Wald am Teller inszeniert. Gerichte mit Baumbart, Brennnessel und Giersch faszinieren die Menschen. Es geht weiter mit dem Thema Wild – weil wir ja „Zum Hirschen“ heißen. Den Abschluss bildet im Herbst der Radicchio.

Was hat es mit den drei Farben auf sich, die immer wieder in Details der Einrichtung auftauchen?

Die drei Akzentfarben kommen aus der Umgebung: Das Gelb steht für das Frühjahr und für den Löwenzahn, der hier am Nonsberg seit jeher genutzt wird. Das Petrolblau steht für die Naturlandschaft und den Wald. Weil der Nonsberg eigentlich ein Hochplateau und kein Tal ist, entsteht bei Sonnenuntergang ein interessantes Spiel von Licht und Schatten in den Lärchenwäldern, die einen petrolfarbenen Schimmer bekommen. Und das dunkle Rot ist die Farbe des Radicchio, der hier seit 1994 angebaut und veredelt wird – für uns der gastronomische Herbst.

Ist ein so ausgeklügeltes Konzept das Geheimnis, um an einem abgelegenen Ort erfolgreich zu sein?

Uns war es wichtig, dieses Haus zukunftsfähig zu machen. Die Motivation dahinter war eine emotionale: Es ist ja ein Familienhaus, also nicht nur ein Arbeitsumfeld, sondern ein Lebensumfeld. Im Dialog mit dem Architekten Lorenzo Aureli haben wir das Konzept von Authentizität in der Veränderung erarbeitet. Wir haben diesen Schritt bewusst gewagt, weil wir glauben, dass es wichtig ist, auch in der Peripherie, an diesen Nicht-Orten, Akzente zu setzen.

Mirko Mocatti
Gastgeber im Zum Hirschen

Hotel Gasthof Zum Hirschen
Malgasottstraße 2
39010 Unsere liebe Frau im Walde - St. Felix, Südtirol
+39 0463 886 105
zumhirschen.com

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