Veronika Stötter und Daniel Planer vom Ida in Sterzing über Fußgängerzonen-Kino, eine Kurzwarenhandlung voller Knöpfe und über eine Rückbesinnung auf die Ursprünge des Südtiroler Gastgebertums.

Historic: Einst gab es in Sterzing mehr Gasthäuser als Wohnhäuser. Seit wann trägt das Ida zu dieser Tradition der Gastlichkeit bei?

Veronika Stötter und Daniel Planer
Gastgeber im Ida - Historic Town Apartments
Daniel: Wir haben das Ida im Jahr 2021 eröffnet, gleichzeitig mit dem Haus am Turm. Davor hatten wir nur das Vinzenz, Vinothek und Restaurant.
Veronika: Sterzing war immer schon ein Durchzugsort für alle, die über den Brenner mussten. Unzählige Menschen haben hier ihren letzten Halt gemacht. Allein in dieser Straße gab es ein gutes Dutzend Gaststätten.
Die Häuserzeilen in diesem Teil der Stadt sind die einstigen Bürgerhäuser. Sie stammen alle aus dem 15. Jahrhundert, als Sterzing durch den Bergbau reich wurde und sich die Fugger hier angesiedelt haben. Auch unser Haus war eines der Fuggerhäuser, das Berggerichtshaus. Es ist ein bisschen höher als die Häuser ringsum, ein bisschen majestätischer.
Woher stammt der Name „Ida“?
Veronika: Vor nunmehr 14 Jahren haben wir das Vinzenz nach meinem Großvater benannt; und wir fanden, dass Ida ganz gut dazu passt: merkt sich jeder, funktioniert in allen Sprachen, kann flott und jung sein.
Was hat es mit dem wiederkehrenden Stilelement des Knopfes auf sich?
Veronika: In diesem Haus war früher eine Kurzwarenhandlung, in der unter anderem Knöpfe in allen Formen und Farben verkauft wurden. Diese Geschichte ist unser roter Faden. Die Knöpfe werden im Design und in der Einrichtung aufgegriffen: von der Garderobe bis zur Dusche und zu den Visitenkarten.

Historisches Stadthaus mit Detailverliebtheit. Ida, Sterzing.
Worauf habt ihr beim Umbau besonderen Wert gelegt?
Daniel: Wir haben versucht, dem Haus einen Charakter zu geben. Gerade in den oberen Stockwerken war kaum etwas erhalten. Wir mussten also mit den wenigen historischen Elementen arbeiten, die noch da waren, mit den Kastentüren oder den Ornamenten der alten Stuben, und darauf mit modernen Elementen aufbauen.
Veronika: Eine Herausforderung in Häusern wie diesem ist außerdem das Licht, denn die Gassen der Altstadt sind lang und schmal. Unser Ziel war es, so viel Licht wie möglich hereinzuholen. Erker wie dieser hier hatten seit jeher die Funktion, Tageslicht ins Haus zu bringen. Meine Oma ist oft stundenlang im Erker ihrer Stube gesessen und hat gestickt oder Zeitung gelesen.
Was macht Idas Gemütlichkeit aus?
Veronika: Vor allem die Stubenelemente. In diesen alten Häusern waren früher überall Stuben. Wir wohnen selbst in einem Haus mit einer historischen Stube. Das ist ein anderes Wohlfühlen, ein anderes Raumgefühl – trotz moderner Elemente wie der Küchenblöcke, der schwarzen Armaturen und Lampen.
Daniel: Das Ida hat kein Mega-Dolomitenpanorama, dafür aber die schöne Altstadt direkt vor der Haustür. Die Gäste sitzen auch im Winter oft stundenlang bei offenem Fenster in der Sonne und schauen einfach nur hinaus.
Und was macht das Ida besonders?
Veronika: Wir sind detailfokussiert. Jedes Detail hat seinen Sinn, es steckt eine Überlegung dahinter. Ob es der Vorhang ist oder die Teesorte. Es gibt eine Linie von Qualität, die überall durchklingen soll.
Wir wollen ein paar Sachen anders machen als in Südtirol üblich. Wir sind auch als Gastgeber anders und vielleicht nicht jedermanns Sache. Für uns ist wichtig, dass uns das, was wir machen, Freude bereitet. Wir geben enorm viel Geld dafür aus, dass es uns dann auch selbst gefällt (lacht). Aber so macht uns die Arbeit Spaß. Und wir ziehen ganz andere Leute an.
Welche?
Veronika: Vor allem sensible Gäste, die genau das schätzen, was wir bieten. Auch viele kreative Leute, die es einfach schön finden, an einem Ort zu sein, an dem Ästhetik und Design eine so hohe Wertschätzung erfahren.
»Wir sind detailfokussiert. Jedes Detail hat seinen Sinn, es steckt eine Überlegung dahinter.«

Ida - Historic Town Apartments
Im Herzen der belebten Sterzinger Altstadt, vor einem eindrucksvollen Bergpanorama und umgeben von gotischen Bürgerhäusern, mittelalterlichen Erkern und Laubengängen, öffnen sich den Gästen die Tore zu den zehn einzigartigen Ida Apartments.

»Man braucht nichts Neues erfinden, nur ein bisschen zurückgehen in der Zeit.«
Und in welcher Hinsicht seid ihr andere Gastgeber?
Veronika: Wir haben natürlich einen Kostenplan. Aber wir schauen oft nicht so genau drauf. (lacht) Wir wollen immer ein bisschen mehr geben als erwartet.
Daniel: Man muss nicht ständig nur den finanziellen Gewinn im Blick haben. Der kommt von allein, wenn man fleißig ist und mit Leidenschaft arbeitet – ohne dass man jetzt planlos herumläuft, das geht auch nicht.
Veronika: Es gibt in Südtirol mittlerweile viele Gastbetriebe, in denen fehlt diese Leidenschaft. Sie stecken immense Summen in ein Marketing-Budget, aber ihren Häusern fehlt die Seele, sie sind hohl. Das tut mir leid, weil du als Gast dann wirklich nur die Zimmernummer bist. Bei uns ist überall eine Seele drin. In Gesprächen mit unseren Gästen merken wir, dass unser persönlicher Einsatz den Unterschied macht. Das heißt: Wenn das Haus offen ist, sind wir persönlich da. Und wenn wir nicht da sind, ist das Ida geschlossen.
Die Südtiroler Schriftstellerin Selma Mahlknecht plädiert in ihrem Buch „Berg and Breakfast“ für eine touristische Rückbesinnung.
Veronika: Man braucht nichts Neues erfinden, nur ein bisschen zurückgehen in der Zeit. Wie war Südtirol vor 40 oder 50 Jahren? Welche Rolle hat das Gastgeben damals gespielt? Die Menschen, die schon seit Jahrzehnten nach Südtirol kommen, erzählen davon. Was war damals so speziell? Es waren die Gastgeber.
Es gibt so viele Häuser aus den 70er Jahren, in denen heute angeblich niemand mehr übernachten will. Doch es braucht gar nicht viel, um diesen Häusern ihre Seele zurückzugeben. Dann kommen auch die Leute wieder.
Es gibt einfach Menschen, die sich keine horrenden Zimmerpreise leisten können oder wollen. Das bedeutet nicht, dass man sich unter Wert verkaufen soll. Aber es muss schon eine gerechte Sache sein. Es muss eine Relation dahinter stehen.
Was empfehlt ihr Gästen, die nach Sterzing kommen?
Veronika: Sie sollen sich einfach mit einem Cappuccino hinsetzen und schauen, Fußgängerzonen-Kino quasi! (lacht) Das muss man auch erst wahrnehmen. Dafür muss man die Hektik ablegen und die Atmosphäre auf sich wirken lassen.
Ich sage auch immer: Geht in der Früh zum Bäcker gegenüber und holt euch das frische Brot! Um sieben Uhr sind die Vinschgerlen noch warm, frisch aus dem Ofen. Und wenn du die hierherbringst, duftet die ganze Wohnung danach.
Oder: Steigt in den Bus und fahrt ins Pfitscher Tal – bis ganz hinten hinein. Ja, was ist denn da? Nichts. (lacht) Ganz genau, nichts. Endlich einmal nichts.





Ida - Historic Town Apartments
Kapuzinergasse 2
39049 Sterzing, Südtirol
+39 0472 765 428
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