Wir sind ein Zusammenschluss ausgezeichneter historischer Hotels und Wirtshäuser in Südtirol. Wir sind Botschafter zeitloser Gastlichkeit.

Ansitz zum Löwen

Baden in einer alten Selchkuchl. Und im Bademantel in die Dorfbar. Dorfleben neu interpretiert. Ansitz zum Löwen, Burgeis.

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Mara Theiner vom Ansitz zum Löwen über das Dalassen, das Weglassen und das Zulassen in der Architektur und darüber, wie ein Selfie im Bademantel beim Dorfbrunnen von Burgeis das neue Dorfbild prägt.

Historic: „Architektur in Südtirol ist immer ein Dalassen, ein Weglassen und ein Zulassen.“ Dieses Zitat stammt von Architektin Elke Ladurner, die gemeinsam mit Stefan Marx den Umbau des Hauses betreut hat. Was habt ihr dagelassen?

Mara Theiner
Gastgeberin im Ansitz zum Löwen

Alles, was alt war, haben wir dagelassen. Alles, was alt aussieht, ist auch wirklich alt. Es ist nichts dazugekauft oder nachgebaut. Alles Neue haben wir ganz bewusst modern und in Kontrast dazu gehalten.

Und was habt ihr weggelassen, was lasst ihr zu?

Beim Weglassen geht es darum, sich selbst zurückzunehmen. Die neue Architektur soll die alte nicht in den Schatten stellen. Das Neue muss dem Alten seinen Platz lassen. Deshalb berühren sich das Alte und das Neue nicht. Das neue Treppenhaus ist zum Beispiel freistehend in den alten Baukörper eingesetzt worden. Die modernen Möbel stehen nicht an den Wänden, sondern frei im Raum. Zulassen bedeutet, dass am Ende eine Symbiose entsteht und sowohl das Alte auch als das Neue Raum finden.

Dorfleben neu interpretiert. Ansitz zum Löwen, Burgeis.

Wo berührt im Ansitz zum Löwen die Zukunft die Geschichte?

Überall. (lacht) Zum Beispiel im Treppenhaus: Die Treppe ist aus Rohbeton und direkt daneben haben wir historische Mauern mit Glas-Elementen. In den Zimmern finden sich geschnitzte Holzdecken neben modernen Schränken mit Minibar. Die Badezimmer haben alte Gewölbe und zugleich eine moderne Badezimmer-Einrichtung.

Und ihr habt auch ein ganz spezielles Badezimmer …

Ja, in einer alten Selchkuchl, in der man früher Speck und Kaminwurzen geräuchert hat. Wir haben lange überlegt, ob wir die Wände neu streichen sollen. Doch der Ruß ist so tief im Mauerwerk drinnen, dass die Wände auch nach mehrmaligem Streichen nie richtig weiß würde. Also haben wir sie schwarz belassen. Heute wollen manche Gäste speziell dieses Zimmer buchen.

Wie ist dieses beinahe 800 Jahre alte Haus in den Besitz Ihrer Familie gelangt?

Das Haus stammt aus dem Jahr 1236. In Familienbesitz kam es in den 70er Jahren. Der zweite Mann meiner Oma wollte sich Geld von ihr leihen, um eine Bar zu eröffnen. Stattdessen hat sie ihm dieses Haus abgekauft, das damals seiner Familie gehörte, aber in einem sehr schlechten Zustand war. Nach dem Kauf hat sie einen Gutachter kommen lassen, um sich das Gebäude anzusehen. Als er hier im Haus stand, hat er sie gefragt: „Wissen Sie eigentlich, dass Sie das schönste Haus im ganzen Vinschgau gekauft haben?“ Trotzdem hat lange die Inspiration gefehlt, was man damit anfangen könnte. Bis in die 90er Jahre galten historische Häuser wie dieses als uninteressant. Erst als wir zwischen 2011 und 2013 im Hotel „Weißes Kreuz“ nebenan umgebaut haben, hatten wir die Idee, dieses Haus mit einzubeziehen.

»Zulassen bedeutet, dass am Ende eine Symbiose entsteht und sowohl das Alte auch als das Neue Raum finden.«

Mara Theiner
Gastgeberin im Ansitz zum Löwen

Hotel Ansitz zum Löwen

Behutsam eingebettet zwischen modernen Holzverkleidungen, Glas und Sichtbeton tut sich im Ansitz zum Löwen im Dörfchen Burgeis im Obervinschgau ein Fenster in eine 800 Jahre alte Vergangenheit auf.

Ansitz zum Löwen

»Beim Weglassen geht es darum, sich selbst zurückzunehmen. Die neue Architektur soll die alte nicht in den Schatten stellen.«

Mara Theiner
Gastgeberin im Ansitz zum Löwen

Der Ansitz zum Löwen ist ein über Jahrhunderte gewachsenes Bauensemble. Er war ein gotisches Bauernhaus, ein fürstliches Ballhaus – das ist kein Tanzsaal, sondern ein Handelshaus – und eine Scheune mit Aussicht. Wie hängen diese drei Elemente zusammen?

Das gotische Bauernhaus ist der älteste Teil des Hauses: die Rückseite, die über die ersten beiden Etagen geht. Es gehörte der Familie Pfister, deshalb wird es auch „Pfisterhaus“ genannt. Dort befinden sich auch die zwei ältesten Stuben, von denen eine auf 1236 datiert wurde – deshalb kann man das Haus auf dieses Jahr zurückführen. Was man heute von vorne sieht, ist die Fassade des fürstlichen Ballhauses, die irgendwann in der Zeit der Renaissance mit zwei zusätzlichen Etagen auf das Pfisterhaus draufgesetzt worden ist. Im Erdgeschoss waren Handels– und Lagerräume, in den oberen Etagen waren die bischöflichen Gäste untergebracht. Denn damals gehörte der Ansitz zur Fürstenburg, dem Sitz der Bischöfe von Chur hier in Burgeis. Das gesamte Vinschgau zählte damals zum Einflussbereich des Bistums Chur. In der Scheune waren früher Pferde und Kutschen untergebracht. Wir mussten sie abreißen, sie war einfach nicht mehr zu erhalten. Heute steht dort ein Gebäude mit Suiten, für das wir auch ein paar der alten Holzbalken wiederverwendet haben.

Wer im Ansitz zum Löwen wohnt und ins Weiße Kreuz will, muss einmal quer über den Dorfplatz. Das gilt auch für die Benutzung des Spa-Bereichs …

Wir wussten am Anfang selbst nicht, wie es ankommt, den Spa-Bereich im Haus gegenüber einzurichten. Eigentlich gibt es dort für jedes Zimmer im Ansitz zum Löwen eine große Umkleidekabine. Doch irgendein Gast hat damit begonnen, einfach im Bademantel quer über den Dorfplatz zu gehen – und alle anderen haben es nachgemacht. (lacht) Die ersten ein oder zwei Jahre haben die Burgeiser natürlich ein bisschen geschaut, vor allem die Bauern. Aber nach zehn Jahren sind alle diesen Anblick gewohnt.

Mittlerweile machen die Gäste Selfies im Bademantel am Dorfbrunnen oder sie setzen sich im Bademantel in die Dorfbar. Sie nehmen den Dorfplatz als Teil des Hotels wahr.

Mein persönliches Highlight gab es im letzten Jahr: Vier Gäste wollten in den Spa-Bereich, es war der Tag des Almabtriebs. Also sind sie am Dorfplatz stehen geblieben und haben im Bademantel und mit der Wellness-Tasche in der Hand dem Almabtrieb zugesehen. (lacht)

Eine gänzlich neue Kultur, die da entsteht …

Ja. Generell haben wir den Dorfplatz wiederbelebt. Es geht dabei nicht nur um unsere Hausgäste. Im Erdgeschoss des Ansitzes befinden sich die Dorfbar und die Touristen-Information. Davor stand das ganze Haus leer und es gab kaum Leben auf dem Dorfplatz. Der Radweg entlang der alten Römerstraße „Via Claudia Augusta“ führt zwar hier vorbei, aber die Leute haben einfach nicht angehalten, denn hier gab es ja nichts. Heute halten auch die Radfahrer. Der historische Ortskern ist wieder zum Leben erwacht.

Mara Theiner
Gastgeberin im Ansitz zum Löwen

Ansitz zum Löwen
Burgeis 82
39024 Burgeis/Mals, Südtirol
+39 0473 831 307
weisseskreuz.it/ansitz-zum-loewen

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