Wir sind ein Zusammenschluss ausgezeichneter historischer Hotels und Wirtshäuser in Südtirol. Wir sind Botschafter zeitloser Gastlichkeit.

Casa al Sole

Wo Weltgewandtheit auf Welterbe trifft. Sanfter Tourismus in Rot. Casa al Sole, St. Ulrich.

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Manuel Dellago vom Casa al Sole über den Mut, Gewohntes anders zu machen, sein Bekenntnis zur Farbe Rot und zu architektonischen Narben. Und darüber, warum man einfach und konsequent bleiben soll.

Historic: Wie kam das Casa al Sole zu seiner einzigartigen Farbe? War das Rot eine bewusste Entscheidung?

Manuel Dellago
Gastgeber im Casa la Sole

Nein. 2010 haben wir das Dach erneuert und mussten auch den Putz der Fassade sanieren. Am Ende war es eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Das Rot ist uns einfach so passiert. (lacht)

Die Inspiration war eine Villa in Neapel. Dort heißt diese Farbe „Rosso Vesuviano“, Vesuv-Rot. Architektonisch betrachtet ist diese Farbe ein Fehler. Sie gehört nicht hierher. Aber mittlerweile identifizieren wir uns so stark damit, dass wir sie nicht mehr ändern würden.

Sie sagen auch: „Die Materie selbst ist die Farbe.“ Was hat es damit auf sich?

Man sieht das gut am Schwarzstahl, den wir an mehreren Stellen im Haus verwendet haben. Das Material braucht keine Farbe. Oder die Bäder, die mit einer Spachtelmasse aus zermahlenem Stein versiegelt sind: Sie besitzt ihre eigene Farbe und Materialität und braucht keinen Farbanstrich.

»Das Rot ist uns einfach so passiert.«

Manuel Dellago
Gastgeber vom Casa al Sole

Die sichtbaren Narben des Umbaus. Casa al Sole, St. Ulrich

Hier in Gröden spricht man Ladinisch – einen seltenen romanischen Dialekt. Ist das Ladinische auch Ihre Muttersprache?

Ja. Mit meinen Eltern und meinen Geschwistern spreche ich Ladinisch. Ich zähle auf Ladinisch, ich denke auf Ladinisch. Heute spreche ich aber meist Italienisch, denn meine Frau ist in Mailand aufgewachsen. Und mit den Gästen reden wir fast immer Englisch; wir haben ein sehr internationales Publikum.

Sie selbst sind auch weit gereist …

Als ich 20 Jahre alt war, schien mir das Tal hier viel zu klein und viel zu langweilig. (lacht) Nach der Hotelfachschule in Meran bin ich also in die Welt hinaus. Ich habe in Frankreich gelebt, in Deutschland, in der Schweiz, an verschiedenen Orten in Italien und auch ein Jahr in Neuseeland. Und überall habe ich in der Gastronomie gearbeitet.

Was haben Sie aus der Ferne mitgenommen?

Die Sprachkenntnisse, und dann die Menschenkenntnis. Außerdem das Wissen um die Gastronomie der verschiedenen Länder, insbesondere das Wissen um die Weine, meine große Passion.

Vor allem aber die Erkenntnis, dass man nicht das machen muss, was der Gast sich vorstellt – sondern das, was man selbst gut findet. Man muss nicht alles bieten und jeden Wunsch erfüllen. Man muss einfach bleiben und konsequent – in jeder Hinsicht.

Und wie kommt das an?

Im Dorf werden sicher viele interessante Geschichten über uns erzählt. (lacht) Unsere Bar zum Beispiel ist nur nachmittags von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Dienstags bleibt sie geschlossen, selbst in der Hochsaison. Außerhalb der Öffnungszeiten kann sich der Gast an unserer „honesty bar“ selbst bedienen.

Wir setzen unsere Schwerpunkte so, dass die richtigen Gäste kommen – die das suchen, was wir anbieten. Die keinen alpenländischen Kitsch brauchen und keine Souvenirlandschaft.

»Man muss nicht alles bieten und jeden Wunsch erfüllen.«

Manuel Dellago
Gastgeber vom Casa al Sole

Casa al Sole

Ein Haus aus den 1930er Jahren, das seine Türen stets offen hält und inmitten der Dolomiten Menschen und Geschichte vereint.

Casa al Sole

Erzählen Sie uns ein wenig von den Anfängen ihres Hauses!

Das Haus hieß anfangs „Pensione al Sole“. Es wurde ab 1937 während der Zeit des Faschismus erbaut. Damals waren nur italienische Namen erlaubt. Wir haben daraus „Casa al Sole“ gemacht. „Casa“ passt gut, weil wir ein zweites Zuhause sein wollen – und es ist international gut verständlich.

Vor 1937 befand sich die „Pensione al Sole“ im Nachbarhaus. Geführt hat sie meine Urgroßoma Martha Insam, die Tochter einer Hoteliersfamilie aus St. Christina. Sie hat hart gearbeitet. Mein Urgroßopa Vinzenz Moroder dagegen war eher ein Schwätzer – so hat man mir das zumindest erzählt. (lacht)

In den 60ern war das Haus für zwei Jahre eine Kaserne der Carabinieri und später sogar ein Flüchtlingsheim. Unser Haus hatte also seit jeher Gäste – und zwar gänzlich unterschiedlicher Herkunft.

Wann entstand das Casa al Sole, wie wir es heute kennen?

Mit 30 bin ich zurück nach Südtirol. Danach habe ich 15 Jahre lang im Gadertal gelebt und gearbeitet. Das Haus hatte ich bereits 2004 oder 2005 geerbt, aber lange nicht die Courage, selbst ein Projekt zu starten. Erst 2015 haben wir mit konkreten Überlegungen begonnen.

Wer ist wir?

Der Architekt Igor Comploi, meine Frau und ich. Igor Comploi ist hier aus dem Dorf, er ist ein Jahr älter als ich. Als er das erste Mal zur Tür hereinkam, hat er gesagt: „Das wirst du doch nicht alles herausreißen!“

Und Ihre Antwort?

„Natürlich nicht!“ (lacht) Beim Umbau im Jahr 2020 haben wir versucht, möglichst viel der alten Bausubstanz zu bewahren. Alle Böden im Haus sind original, im Gang und in den Zimmern. Auch die Fenster sind original. Ebenso die Innentüren, die Außentüren und die Treppe – sogar die Zimmerschlüssel.

Neue Elemente haben wir hervorgehoben. Und wir wollten die Narben des Umbaus sichtbar machen, mit schwarzer Spachtelmasse oder schwarzem Stahl. Wo zum Beispiel zwei Zimmer ohne Bad zu einem Zimmer mit Bad zusammengelegt und eine Trennwand entfernt wurde, gibt es am Boden jetzt eine Fuge aus Schwarzstahl.

»Man muss einfach bleiben und konsequent – in jeder Hinsicht.«

Manuel Dellago
Gastgeber vom Casa al Sole

Beseelt Ihre Affinität zur Nostalgie auch Ihr Haus?

Vielleicht. Vieles ist aber auch Zufall. Unsere Polstersessel etwa sind aus der Slowakei – meine Frau Alexandra stammt von dort. Sie sind aus den 30er Jahren, wie unser Haus. Das Design ist von Jindřich Halabala.

Von den Originalmöbeln im Haus sind leider nur Einzelstücke erhalten geblieben – und die Stühle im Frühstücksraum. Die haben wir nur neu lackiert. Sie sind fast 90 Jahre alt, aber sie quietschen nicht, sie wackeln nicht – perfekt.

Die Dolomiten sind seit 2009 UNESCO Welterbe. Was bedeutet das für die Region und für Ihr Haus?

Es gibt internationale Gäste, die wollen alles an einem Tag sehen: den Karersee, die Drei Zinnen, den Pragser Wildsee. Wir raten unseren Gästen davon ab. Wir empfehlen ihnen, hier zu bleiben und von unserem Haus aus zu Fuß die Berge zu erkunden – oder mit den Seilbahnen. Um den Zauber der Dolomiten zu erleben, sollte man an einem Ort schon etwas länger verweilen.

Manuel Dellago
Gastgeber im Casa al Sole

Casa al Sole
Scurcià Str. 2
39046 St. Ulrich in Gröden, Südtirol
+39 0471 796 437
www.casa-alsole.it

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