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Hotel Emma

Das Haus der „Frau Emma in Europa“. Auf den Spuren einer Tourismuspionierin. Hotel Emma, Niederdorf.

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Brigitta Stauder über die Tourismuspionierin und Namensgeberin ihres Hotels, Emma Hellenstainer, ihr wohl gehütetes Rezeptbuch und darüber, wie eine Postkarte aus Übersee zu „Frau Emma in Europa“ fand.

Historic: Landauf, landab hört man von der berühmten Wirtin Emma Hellenstainer. Wer war diese Frau?

Brigitta Stauder
Gastgeberin im Hotel Emma

Emma Hellenstainer war eine Pionierin. Durch sie hat sich der Tourismus im Hochpustertal überhaupt erst entwickelt. Sie hatte zum Beispiel als erste Gastgeberin einen Bergführer. Den Tourismusverein in Niederdorf – damals noch der „Verschönerungsverein“ – hat sie mitbegründet. Und beim Bau der Pustertaler Bahn hat sie dafür gesorgt, dass der Bahnhof im Zentrum des Dorfes errichtet wurde. Sie hatte einen großen Kräutergarten und hat Heilwasser von Bad Neustadt nach Niederdorf gebracht. Mit ihrem Wissen über die Kräuterheilkunde und mit Bädern und Trinkkuren hat sie Leute geheilt.

Vor Emma trug Ihr Haus einen anderen Namen …

Ja, der Gasthof hieß ursprünglich „Schwarzer Adler“. Er ist die älteste Gaststätte in Niederdorf. Um 1500 taucht das Haus zum ersten Mal in den Chroniken auf. 1842 hat Emma Joseph Hellenstainer geheiratet, den Wirt des Schwarzen Adler, und ist aus St. Johann in Tirol hierhergezogen. Als Gastgeberin war sie bald so berühmt, dass man nur noch gesagt hat: „Wir gehen zur Emma.“ Das Haus hat so nach und nach ihren Namen übernommen.

Das Haus der „Frau Emma in Europa“. Auf den Spuren einer Tourismuspionierin.

Wie hat es Emma Hellenstainer geschafft, Leute aus aller Welt nach Niederdorf im Pustertal zu bringen?

Als sie hierhergekommen ist, war der Schwarze Adler ein einfacher Gasthof mit einem Stall, in dem Postpferde getauscht wurden. Nach und nach hat Emma sich einen Ruf aufgebaut. Sie hat zum Beispiel überall Kerzen aufgestellt – obwohl ihre Schwiegermutter gesagt hat: „Das können wir uns nicht leisten, das ist viel zu teuer.“ Doch Emma hat sich durchgesetzt. Die Leute sind zu ihr gekommen, weil sie wussten, dass sie gut aufgenommen und bekocht werden – und weil Emma sich um jeden persönlich gekümmert hat. Ihr Charme als Gastgeberin war unübertroffen.

Emma hatte Gäste aus der hohen Gesellschaft, Philosophen, Gelehrte und Adelige …

Das stimmt, Emma konnte mit allen. Sie konnte mit allen reden – das kann nicht jeder. Berühmte Persönlichkeiten sind hier eingekehrt: der Schriftsteller Peter Rosegger zum Beispiel und sogar Kaiser Franz Joseph. Emma war bald international bekannt. Es gibt die Geschichte einer Postkarte, die ein Gast in Amerika verschickt und mit „Frau Emma in Europa“ adressiert hatte. Und diese Karte hat ihr Ziel erreicht! Ich weiß nicht, wo sich diese Postkarte heute befindet. Doch Emmas Nachkommen haben mir die Geschichte bestätigt.

Auch die Küche der Emma Hellenstainer war in ganz Europa bekannt …

Emma hatte selbst ein Kochbuch und hat wunderbar gekocht. Damals gab es ja keine Rezeptbücher. Alle Häuser hatten ihre eigenen, zum Teil wohl gehüteten Rezepte. Emma hat ihre Rezepte in allen Häusern zusammengetragen, in denen sie gearbeitet hat. Als sie nach Niederdorf gekommen ist, hatte sie bereits eine stolze Sammlung.Wir haben versucht, einige Rezepte nachzukochen. Das ist schwieriger, als man glaubt. Ich musste die Rezepte von einem Historiker übersetzen lassen. Zum einen ist die Schrift für uns heute kaum zu entziffern. Und zum anderen hat sie ganz andere Maßeinheiten verwendet. Sie redet nicht von Gramm oder Deka, auch nicht von einer Prise. Sie verwendet Ausdrücke, die wir heute nicht mehr kennen. Beim Nachkochen muss man daher selbst ein Gespür dafür entwickeln, wie viel von welcher Zutat am besten funktioniert.

Auf der Speisekarte des „Emma“ findet sich das „Schmorbratl 1867“ …

Das haben wir tatsächlich aus Emmas Kochbuch. Mein Mann, der eigentlich Zahnarzt ist, aber auch ein leidenschaftlicher Koch, hat an Emmas Rezept ein bisschen getüftelt und herumprobiert. (lacht) Das Schmorbratl gibt es aber nur zu speziellen Anlässen.

»Vielleicht bin ich altmodisch, aber moderne Häuser sagen mir einfach nichts. Ich mag die alten Häuser, die etwas erzählen.«

Brigitta Stauder
Gastgeberin im Hotel Emma

Hotel Emma

An der Schwelle zur „guten, alten Zeit“, inmitten des Dorfzentrums von Niederdorf, steht das historische Hotel Emma. Benannt ist das Haus nach der legendären Gastwirtin Emerentiana Hellenstainer.

Hotel Emma

»Emma konnte mit allen. Sie konnte mit allen reden – das kann nicht jeder.«

Brigitta Stauder
Gastgeberin im Hotel Emma

Wie ist Ihre Familie zu Emmas Haus gekommen?

Mein Onkel hatte eigentlich einen Bergbauernhof in Niederdorf und mit der Gastwirtschaft überhaupt nichts zu tun. Doch als Emmas Gasthof zum Verkauf stand, hat er gesagt: Dieses Haus muss in Südtiroler Händen bleiben, am besten in den Händen von Leuten aus Niederdorf. Und als sich niemand gefunden hat, hat er selbst das Haus übernommen. 1970 war das, vor 53 Jahren. Seine Schwester – meine Mutter also – war Köchin und hat ihm geholfen. Ich war damals noch ein kleines Mädchen. Als Familienbetrieb haben wir dann Hand in Hand hart gearbeitet, damit das Ganze funktioniert.

Ihr Gedanke war also, das Haus und das Vermächtnis von Emma Hellenstainer weiterzuführen?

Ja. Wir haben sehr viel Herzblut hineingesteckt. Das Haus war 1970 in keinem guten Zustand. Es gab nur ein Bad pro Stockwerk mit einer Waschschüssel. Es gab Riemenböden aus Holz im ganzen Haus, die zu spülen und zu putzen waren. Wir haben also umgebaut. Es gab Zeiten, da wussten wir nicht, ob wir es schaffen würden. Doch mittlerweile sind auch meine Kinder mit viel Einsatz dabei. Und ich hoffe, dass sie die Geschichte dieses Hauses weiterschreiben.

Wissen die Gäste von heute noch um die Geschichte dieses Hauses?

Ja, viele kommen nur wegen Emma Hellenstainer. Die kommen zur Tür herein – und dann muss ich gleich erzählen. (lacht) Das ist schön, wir sind stolz auf diese Geschichte. Dieses Haus, seine Bauweise mit Kreuzrippengewölbe und seine Energie – das findet man heute einfach nicht mehr. Vielleicht bin ich altmodisch, aber moderne Häuser sagen mir einfach nichts. Ich mag die alten Häuser, die etwas erzählen.

Brigitta Stauder
Gastgeberin im Hotel Emma

Hotel Emma
Frau-Emma-Str. 5
39039 Niederdorf, Südtirol
+39 0474 745 122
hotel-emma.it

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